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Komplexes neues OP-Verfahren im Klinikum Emden

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Extrakorporale Lungenunterstützung (ECMO) erhöht die Sicherheit während Lungenoperationen und erweitert operatives Spektrum des Klinikums Emden

Emden. Die Klinik für Thoraxchirurgie im Klinikum Emden nutzt eine neue OP-Methode für Lungenvolumenreduktionen. Bereits bei zwei Patientinnen mit eingeschränkter Lungenfunktion ist der Eingriff nun unter Einsatz einer „künstlichen Lunge“, der sogenannten extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO), erfolgreich im Emder Klinikum durchgeführt worden.

Beide Patientinnen leiden unter der weit verbreiteten Lungenkrankheit COPD, bei der das Lungengewebe durch die Krankheit strukturell verändert und dadurch die Lunge überbläht ist (Lungenemphysem). Bei der Operation wird funktionsloses Lungengewebe entfernt, um das Lungenvolumen zu reduzieren. Hierbei spricht man von einer chirurgischen Lungenvolumenreduktion. Dank des ECMO-Einsatzes, der in Kooperation mit den Spezialisten der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin ermöglicht wurde, gelang es den Thoraxchirurgen, die Lungen bei beiden Patientinnen während der Operation zu entlasten. Eine ECMO leitet das Blut zunächst aus dem Körper heraus zu einer Austauschmembran. Dort wird der Anteil an Kohlendioxid vermindert und der Anteil an Sauerstoff erhöht und somit der Gasaustausch unterstützt und verbessert. Danach wird das Blut wieder in den Körper zurückgeleitet.

Während einer Operation an der Lunge muss die zu operierende Lungenseite für die Dauer der Operation von der Belüftung getrennt werden. Der Zugang zur Lunge erfolgt dabei oft in der minimal-invasiven Schlüsselloch-Technik.

Bei einer Lungenoperation ohne ECMO erfolgt der Gasaustausch im Körper nur über die nicht zu operierende Lunge. „Während dies bei Lungenoperationen ohne ausgeprägte Überblähung meist kein Problem darstellt, kann es gerade bei der COPD mit fortgeschrittenem Emphysem vorkommen, dass über die einseitig belüftete Lunge der Gasaustauch von Kohlendioxid und Sauerstoff im Körper nicht ausreicht“, erklärt Dr. Peter Krieg, Chefarzt der Thoraxchirurgie. „Würde man versuchen, den Gasaustausch durch verstärkte Beatmung der während der Operation belüfteten Lunge auszugleichen, könnte diese Lunge bei der bestehenden Vorschädigung möglicherweise weiteren Schaden nehmen. Auch dies kann durch den Einsatz der ECMO verhindert werden.“ Ein deutlich erhöhter Kohlendioxid-Anteil im Blut oder ein Sauerstoffmangel könnten ohne Einsatz der ECMO zu Schäden an den Organen führen oder sogar lebensbedrohlich sein. Durch die ECMO wird die belüftete Lunge beim Gasaustausch unterstützt und kann so schonend beatmet werden.

Das ECMO-Verfahren wird bereits seit 2014 von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin bei Patienten mit akutem Lungenversagen erfolgreich eingesetzt. Während Operationen als neuem Anwendungsbereich wird die ECMO kontinuierlich von einem erfahrenen Anästhesisten betreut. „Der Einsatz der ECMO im OP erweitert unser Spektrum enorm und bietet den Patienten große Sicherheit, da wir bereits über eine hohe Expertise mit diesem Verfahren verfügen“, sagt der Chefarzt der Anästhesiologie und Intensivmedizin, Dr. Klaus Kogelmann.

Seit Anfang des Jahres 2023 wird das Team der Thoraxchirurgie durch den neuen leitenden Oberarzt Herrn Dr. Ali Akil unterstützt. Auch er verfügt über langjährige Erfahrung mit dem Einsatz der ECMO und dies insbesondere im operativen Bereich. Herr Dr. Akil bringt diese Erfahrung in das Ärzteteam des Klinikums Emden ein und unterstützt so tatkräftig die Erweiterung des operativen Spektrums. „Durch den Einsatz der ECMO können auch Patienten operiert werden, die aufgrund ihrer eingeschränkten Lungenfunktion in den meisten Kliniken primär als nicht-operabel gelten. Dies ist nicht nur bei Patienten mit fortgeschrittener COPD der Fall, sondern auch bei Patienten mit Lungenkarzinom. Durch die ECMO-Therapie können wir somit bei schwer lungenkranken Patienten die operative Sicherheit steigern und die Operation ermöglichen“, so Dr. Akil.

Zusammen mit der Thoraxchirurgie und der Anästhesie ist auch die Innere Medizin/Pneumologie Teil des Lungenzentrums, das am Klinikum Emden etabliert wird. In diesem Lungenzentrum arbeiten Spezialisten für Lungenkrankheiten interdisziplinär zusammen, sodass die Entscheidung über die jeweils geeignete Behandlungsmethode bestimmt und individuell mit dem Patienten abgestimmt werden kann.

„Die operative Methode der Lungenvolumenreduktion ist eine sichere und effektive Option für Patienten mit COPD mit stark ausgeprägtem Lungenemphysem, die Schwierigkeiten beim Atmen haben“, betont Dr. Krieg. „Die neue Operationsmethode eröffnet uns weitere Möglichkeiten, um unsere Patienten optimal zu behandeln.“

Die Klinik für Thoraxchirurgie im Klinikum Emden bietet die chirurgische Lungenvolumenreduktion nun vermehrt in Kombination mit einer ECMO an, was besonders für ältere oder sehr kranke Patienten von Vorteil sein kann.

Freuen sich mit ihrem Team und der Patientin über die zweite erfolgreiche OP zur Lungen-volumenreduktion unter ECMO-Einsatz: Leitender Oberarzt Dr. Ali Akil (von links), Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin Dr. Klaus Kogelmann und Chefarzt der Thoraxchirurgie Dr. Peter Krieg. Rechts auf dem Bild: Pflegefachkraft Daria Paulsen, Fachärztin Cristina Micu und Medizinische Fachangestellte Marianne Wirbel. Foto: Trägergesellschaft