Aurich. In der gastroenterologischen Endoskopie hat sich in den vergangenen Jahren ein Wandel vollzogen: Während sie ursprünglich ausschließlich der Diagnostik diente, ermöglichen moderne Verfahren direkte Eingriffe ohne offene Operationen. Eines dieser schonenden Verfahren ist die endoskopische Submukosadissektion (ESD), die seit Kurzem in der UEK Aurich angeboten wird.
Bei einer ESD wird erkranktes Gewebe im Magen-Darm-Trakt präzise aus der Schleimhautschicht entfernt, ohne die tieferen Wandschichten zu verletzen. Meist kann die gesamte Veränderung in einem Stück entfernt werden, was die Untersuchung des Gewebes erleichtert und eine sichere Aussage darüber ermöglicht, ob das kranke Gewebe vollständig entnommen wurde. Während eine solche Therapiesicherheit früher nur durch Operationen erzielt werden konnte, stellt heute dank der ESD ein schonendes, diagnostisches Verfahren oftmals schon die komplette therapeutische Maßnahme dar, sodass eine Operation überflüssig wird. Damit kann das Ziel einer heilenden (kurativen) Entfernung eines Tumors bei komplettem Organerhalt erreicht werden.
„Die Tumortherapie wird immer effektiver“, sagt Dr. Joachim Frank, Chefarzt der Inneren Medizin. „Moderne Verfahren sollen den Körper des Patienten so wenig wie möglich belasten. Mit der Möglichkeit, Tumore und Tumorvorstufen in einem Stück zu entfernen, bildet die ESD einen Meilenstein in dieser Entwicklung, indem sie ermöglicht, offene chirurgische Eingriffe durch endoskopische Maßnahmen zu ersetzen.“ Besonders geeignet ist das Verfahren bei Tumoren im Frühstadium auf den oberen Schleimhautbereichen. „Aber nicht immer ist die Methode im Verdauungstrakt anwendbar. Der Einsatz entscheidet sich nach geweblichen Kriterien“, erklärt der Gastroenterologe und Interventionalist Oberarzt Mark Mekhail, der die neue Methode bereits mit großem Erfolg eingesetzt hat.
Das Team der Gastroenterologie freut sich sehr, dass diese moderne Methode nun dank neuester Medizintechnik zur Verfügung steht. „Die Besonderheit besteht darin, dass das kleine endoskopische Messer, mit dem die Schleimhaut präpariert wird, in unserem neuen Gerät mehrere Funktionen zugleich leistet“, erklärt Dr. Frank. „Obgleich nur Millimeter groß, kann dieses sogenannte ‚Hybridknife‘ parallel schneiden und Gewebe verschorfen und über einen haardünnen integrierten Kanal mit einer speziellen Ultrahochdruckpumpe Wasser unter die Schleimhaut auftragen, um sie damit für die Aufspaltung vorzubereiten.“ Zudem kann im Bedarfsfall gleichzeitig hochenergetisches Plasma (ionisiertes Argongas) auf das Gewebe aufgebracht werden, zum Beispiel zur Blutstillung. Die früher sehr aufwendige Methode mit vielen einzelnen Untersuchungsschritten kann jetzt mit einer einzigen Sonde, dem Hybridknife, durchgeführt werden. Darüber hinaus wird nur eine moderate Sedierung benötigt. Dies ist für den Patienten wesentlich zeitsparender und weniger belastend.
Für das zertifizierte Darmkrebszentrum der UEK Aurich unter Leitung des Chefarztes der Allgemeinchirurgie, Dr. Johann Strandborg, bedeutet die Einführung der neuen Methode in der Gastroenterologie eine spürbare Erweiterung seines diagnostischen und therapeutischen Spektrums sowie eine weitere Stärkung seiner hohen Qualitätsstandards. Damit unterstreicht das interdisziplinäre Darmkrebszentrum seinen Anspruch, modernste Medizin aus einer Hand anzubieten.


