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Immer mehr ungeimpfte Patienten in den Kliniken

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Aurich/Emden/Norden. Trotz hoher Impfbereitschaft gibt es noch einige Menschen in der Region, die sich aus verschiedensten Gründen nicht gegen COVID-19 impfen lassen. Bei vielen älteren Menschen macht sich zudem bemerkbar, dass die letzte Impfung über sechs Monate zurückliegt und die Schutzwirkung mit der Zeit nachgelassen haben könnte. Dieses Bild zeichnet sich auch in den Kranken­häusern ab: Die meisten Coronapatienten, die in jüngster Zeit in den Kliniken Aurich, Emden und Norden aufgenommen wurden, sind nicht geimpft, hoch­betagt oder durch Vorerkrankungen belastet. Bei den ungeimpften Patienten liegt häufig ein sehr schwerer Krankheitsverlauf vor. Derzeit werden insgesamt sieben Patienten mit einer COVID-19-Erkrankung in den drei Kliniken behandelt, von denen vier ungeimpft sind und drei ein hohes Alter oder Vorerkrankungen aufweisen, was Impfdurchbrüche begünstigt.

Ein großer Teil der Bevölkerung ist mittlerweile gegen COVID-19 geimpft. Dennoch bleibt ein nicht unwesentlicher Anteil, der nicht geimpft und dadurch empfänglicher für eine Infektion ist. Deshalb ist davon auszugehen, dass das Virus – gerade auch in der bevorstehenden kalten Jahreszeit – wieder vermehrt zirkulieren wird. Darauf weist Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor des Zentrums für Hygiene und Infektionsprävention (ZHI) der Bioscientia, das seit Jahren eng mit dem Klinikum Emden in Fragen der Krankenhaushygiene zusammenarbeitet, hin. Verstärkt wird dieser Umstand noch durch die momentan vorherrschende Delta-Variante des Corona­virus, die sehr ansteckend ist und häufiger zu Krankenhaus­aufenthalten führt als bisherige Varianten. „Wir werden wieder mit mehr, vor allem ungeimpften Patienten rechnen müssen“, warnt Dr. Zinn. Sorge bereitet ihm zudem, dass viele Impfungen nun einige Monate zurückliegen und dadurch befürchtet werden muss, dass die Schutzwirkung mit der Zeit abgesunken ist. „Sollte das Virus im Herbst und Winter wieder verstärkt zirkulieren, könnte es auf wieder empfängliche Menschen in den Senioren- und Pflegeeinrichtungen treffen und dort schwere Erkrankungen auslösen“, so Dr. Zinn.

In welcher Schwere die vierte Welle die Region Ostfriesland im Herbst und Winter treffen wird, lässt sich nicht vorhersagen. Im Hinblick auf die Erfahrungen aus dem Vorjahr sehen sich die Ubbo-Emmius-Kliniken und das Klinikum Emden allerdings gerüstet. Dafür sind auch die Mitarbeiter ein wichtiger Stützpfeiler: Sie arbeiten routiniert und können inzwischen auf einen Erfahrungs­schatz zurückgreifen, der zu Beginn der Pandemie noch nicht vorhanden war. Auch Schutz­material ist in ausreichender Menge auf Lager. „Eine große Rolle spielt aber auch die Impfbereitschaft in der Bevölkerung“, erklärt Dr. Zinn. „Das Risiko einer hohen Kranken­hausbelegung sinkt, je mehr Menschen gegen COVID-19 geimpft sind.“ Diejenigen, die sich impfen lassen wollen, haben dies zum größten Teil schon getan. Nun heißt es, alle anderen zu überzeugen. Dabei können mit einer Impfung schwere Verläufe vermieden werden, da sind sich Ärzte und Pflegekräfte der drei Kliniken sicher. Um einer Überlastung der Intensivstationen vorzubeugen, appellieren sie deshalb weiterhin an die Bevölkerung, verantwortungsbewusst mit Sicherheits- und Hygiene­regeln umzugehen und hoffen, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen. Dies gilt auch für die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlene Booster-Impfung.

Befürchtet einen Anstieg schwerer Coronafälle, wenn die Impfbereitschaft nachlässt: Dr. Georg-Christian Zinn. Foto: Bioscientia