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Behandlung von Epilepsie im Klinikum Emden auf dem neuesten Stand

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Emden. Das Klinikum Emden bietet Patienten mit Epilepsie und anderen Funktionsstörungen des Gehirns jetzt eine verbesserte und komfortablere Diagnostik. Dafür hat die Neurologische Klinik unter Leitung von Chefarzt Prof. Dr. Thomas Büttner ihre Medizintechnik um eine neue Elektroenzephalographieanlage (EEG) erweitert. Die sechs vernetzten und spezialisierten Ein-zelgeräte sind mobil und können direkt ans Krankenbett gebracht werden.

Im menschlichen Gehirn tauschen Nervenzellen andauernd elektrische Impulse aus, um mitein-ander zu kommunizieren. Dabei kann es zu Unregelmäßigkeiten kommen, die zum Beispiel epileptische Anfälle auslösen. Mit EEG-Geräten werden die bioelektrischen Ströme im Gehirn gemessen und neurologische Krankheiten wie Epilepsie, die Schlafkrankheit Narkolepsie, Hirn-hautentzündungen (Enzephalitis) und bestimmte Demenzformen erkannt. Um die Diagnose und Behandlung solcher Krankheiten zukunftsfähig zu halten, hat die Neurologische Klinik ein komplett neues System eingeführt, das moderne Analyse-Software nutzt und sowohl an festen Arbeitsplätzen als auch mobil auf den Krankenstationen eingesetzt werden kann. „Von Vorteil ist außerdem die Möglichkeit einer kontinuierlichen Videoaufzeichnung“, erklärt Prof. Büttner. „Dadurch können Symptome, die bei Anfällen auftreten, unmittelbar einem EEG-Befund zugeordnet werden.“ Ergänzend besteht die Möglichkeit einer Erfassung und Speicherung der EEG-Daten über einen Zeitraum von mehr als 24 Stunden. Das ermöglicht auch im Nachhinein eine Analyse von Veränderungen der Hirnstromkurve, die auf einen epileptischen Anfall oder andere Hirnfunktionsstörungen hinweisen können. Durch Langzeit-EEG und Videoregistrierung ist es möglich geworden, ohne besondere Belastung des Patienten kurz auftretende Krank-heitsphasen zu erfassen, die der konventionellen Registrierung bisher entgangen sind. „Eine Erweiterung des diagnostischen Spektrums ist mit dem neu angeschafften System problemlos möglich“, betont Prof. Büttner.

Epilepsien gehören zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen und können sich bei Menschen jeden Alters entwickeln. Unter den Begriff fallen verschiedene Hirnerkrankungen, bei denen ein erhöhtes Risiko besteht, einen Anfall zu erleiden. Dabei kommt es zu Zuckungen der Muskulatur, Verhaltensauffälligkeiten oder Bewusstseinseinschränkungen, die zu Stürzen führen können. Eine besondere Analyse-Software der neuen EEG-Anlage (Polygraphie) ermöglicht außerdem die Beurteilung von krankhaften Zuständen im Schlaf, darunter die landläufig als „Schlafsucht“ bekannte Narkolepsie, bei der Menschen tagsüber Schlafattacken erleiden, und auch das Syndrom der unruhigen Beine (Restless Legs), das durch unwillkürliches Zucken und Missempfindungen in den Beinen gekennzeichnet ist.

Mit dem neuen EEG-System werden jährlich etwa 3000 Untersuchungen durchgeführt, darun-ter auch ein hoher Anteil spezialisierter Formen der EEG-Diagnostik. Das System steht für die Behandlung von stationären Patienten des gesamten Klinikums zur Verfügung. Zusätzlich wird es in den angeschlossenen Ambulanzen genutzt, insbesondere in der seit 2006 von der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie anerkannten Epilepsie-Ambulanz von Dr. Hinderikus Klugkist. Auch die anderen neurologischen Ambulanzen (Dr. Uwe Ziebold im MVZ Neurologie; Ambulanz von Prof. Dr. Thomas Büttner) wenden diese Methoden an. Ambulante und stationäre Diagnostik sind hier eng verzahnt. Das Spektrum der jetzt vorgehaltenen diagnostischen Möglichkeiten wird in dieser Form in mehr als 150 Kilometern Umkreis nicht noch einmal angeboten.

Präsentieren die neuen EEG-Geräte (v. l.): Leitender Oberarzt Dr. Hinderikus Klugkist, medizini-sche Fachangestellte Madlen Uden, Auszubildende Natalie Christians und medizinische Fach-angestellte Lena Visser sowie Chefarzt Prof. Dr. Thomas Büttner.